Geschichte

Bild: Dr.med.et.phil. Friedrich Jungklaus, 1875-1953

Der Kleine Münsterländer ist ein vielseitiger Jagdgebrauchshund.
Sein Rassestandard (Rassekennzeichen) wurde 1921 von Friedrich Jungklaus festgeschrieben und umfasste 12 Punkte. 1957 wurde dieser „Standard“ überarbeitet und 1964 bei der FCI angemeldet. Seit 1968 ist der Kleine Münsterländer eine von der FCI anerkannte Jagdgebrauchshundrasse.

Die letzte Fassung stammt aus dem Jahre 2004 und ist bis heute gültig. Der tiefere Sinn des Standard, der Körperformen und Aussehen festlegt, bietet die Gewähr für die Arbeitstüchtigkeit in Feld, Wald und Wasser.

Herkunft des Kleinen Münsterländers

Die Entwicklung des Kleinen Münsterländer Vorstehhundes ist im Bereich des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Berichtet wird, dass um das Jahr 1870 im Münsterland langhaarige Wachtelhunde bekannt waren, die fest vorstanden, enorme Spursicherheit zeigten und gut apportierten. 1906 veröffentlichte der bekannte Heidedichter Hermann Löns in der Zeitschrift „Unser Jagdhund“ einen Aufruf, ihm Reste der Hannoverschen Bracke anzuzeigen.

Bild: Edmund Löns, 1880-1964

Seine Brüder Edmund und Rudolf Löns fanden auf den niedersächsischen Bauernhöfen jedoch einen vorstehenden Wachtelhund, den sie „Heidewachtel“ nannten. Unermüdlich suchten sie eine leidliche Zuchtbasis zusammen. Neben den Gebrüdern Löns bemühten sich in Westfalen Freiherr von Bevervörde-Lohburg, Rühl-Bergsteinfurt und Anton Bartscher-Osnabrück um eine leidliche Zuchtbasis der Reste der westfälischen Wachtelhunde. Allerdings gelang dieses Ziel erst aus der Familienzucht des Hauptlehrers Heitmann aus Burgsteinfurt. Erst 1911 erfährt Löns von einer weiteren Zuchtfamilie, der sogenannte „Dorstener Schlag“, der in der Gegend von Velen, Reeken und Coesfeld gezüchtet wurde.

Bei der Frage, woher nun diese kleinen tüchtigen Jagdhunde kamen,
schieden sich die Geister der Wiederentdecker erheblich. Alteingesessene Münsterländer nannten diese Hunde Spione oder Spannjer, gelegentlich auch Magisterhündchen, da insbesondere Pfarrer und Lehrer Liebhaber dieser Tiere waren.

Eine Hypothese des „von Otto“ (1904) besagt, dass die Kleinen Münsterländer nichts anderes als eine Weiterzüchtung der „Epagneul-Breton“ sind, eine Rasse, die von jagdlustigen Offizieren Napoleons I. nach Westfalen gebracht wurde.

Edmund Löns und Friedrich Jungklaus sprachen jedoch von einer bodenständigen jahrhundertealten Einheitsrasse Nordwestdeutschlands und der Niederlande. Nachweislich sollen sie schon 1812 herangezogen worden sein. Dieser Zeitrahmen würde sich mit der Hypothese des Imports durch die Franzosen decken. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Gründung eines Vereins

Am 17. März 1912 wurde unter starker Beteiligung der einheimischen Jäger
der „Verein für Kleine Münsterländer Vorstehhunde (Heidewachtel)“ in Osnabrück gegründet. Beschlossen wurden von den 68 Mitgliedern die Satzung, das Zucht-Suchen-Reglement und die Einrichtung eines Zuchtbuches.

Die Kleinen Münsterländer wurden zwar wegen ihrer eindeutig geklärten Rassekennzeichen nicht von den Veranstaltungen der damaligen Jagdhundeorganisation (der Deutsche Jagdgebrauchshund-Verband wurde 1899 gegründet) ausgeschlossen – die Organisatoren waren damals sehr tolerant.

Allerdings wirkte sich das Fehlen einer Rasse-Definition hemmend auf die Vereinstätigkeit aus. Also publizierte Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus im Jahre 1921 im Auftrag des Verbandes ein wissenschaftliches Werk über den Kleinen Münsterländer und dessen Rassemerkmale. Diese Ausfertigungen haben auch heute noch in ihren Grundzügen Gültigkeit.

Im Dritten Reich kam es dann wegen dieser unterschiedlichen Auffassungen in den Zuchtzielen zur Spaltung des Verbandes.
Neben dem Münsterländer Verband gründete sich der Deutsche Heidewachtel Club. Beide Vereine konnten jedoch 1961 wieder zusammengeführt werden. Seitdem wird mit den jeweils zugeführten Linien beider Vereine nunmehr einheitlich gezüchtet.

(Texte und Bilder wurden mit freundlicher Genehmigung des Verbandes für Kleine Münsterländer Vorstehhunde e.V. zur Verfügung gestellt)